Kornkreise – seltsame Muster, die über Nacht auf mysteriöse Art und Weise in Getreidefeldern auftauchen, erstaunen, begeistern und werfen viele Fragen auf. Die Kreise und geometrischen Muster werden meistens in Großbritannien entdeckt, kommen aber in den letzten Jahrzehnten auch in dutzenden anderen Ländern vor. Immer wieder werden auch aus Deutschland Kornkreise gemeldet. Die rätselhafte Erscheinung hat schon unzählige Bücher, Blogs, Fangruppen, Forscher und sogar Filme beschäftigt und wird den Menschen wohl noch weiter inspirieren – schließlich bleibt die wichtigste Frage seit Jahrzehnten unbeantwortet: wer oder was macht die mysteriösen Kornkreise?
Die ersten Kornkreise
Viele Leute glauben, dass schon vor Jahrhunderten von Kornreisen berichtet wurde. Dieser Standpunkt wird in vielen Büchern und Webseiten zum Thema wiedergegeben. Das wichtigste Indiz dafür ist ein Holzschnitt aus dem Jahr 1678, auf dem ein Feld mit Hafer kreisförmig ausgelegt erscheint. Für Einige erscheint das als der Bericht eines Augenzeugen über einen Kornkreis, was mit etwas geschichtlicher Nachforschung allerdings widerlegt werden kann. Tatsächlich zeigt der als Mowing-Devil bekannte Holzschnitt einen Teufel, der mit einer Sichel kreisförmig ein Feld mäht und illustriert damit Konflikte zwischen Grundbesitzern und Feldarbeitern im alten England.
Manche behaupten, dass die ersten Kornkreise (obwohl sie damals noch nicht so genannt wurden) in der australischen Kleinstadt Tully gesichtet wurden. 1966 behauptete ein Farmer, er sah eine fliegende Untertasse aus einem sumpfigen Gebiet aufsteigen und davonfliegen; als er der Sache nachging, fand er dort eine kreisförmige Zone mit Trümmern und anscheinend niedergedrücktem Gras und er ging davon aus, dass die fliegende Untertasse dafür verantwortlich war (wobei die Polizei davon ausging, dass der Kreis von einem natürlichen Phänomen wie einer Windhose oder einer Wasserhose verursacht wurde).
Ein runder Abdruck auf einem Rasen oder einer Grasfläche muss nicht unbedingt einen mysteriösen Ursprung haben (wie jeder mit einem Swimmingpool für Kinder im Garten nachvollziehen kann). In der Tat tauchen überall auf der Welt merkwürdige Kreise im Gras auf und werden manchmal einem übersinnlichen Ursprung zugeschrieben, obwohl der Grund in einer Erkrankung der Pflanzen liegt.
Moderne Kornkreise
Die ersten echten Kornkreise tauchten in Wirklichkeit erst in den 1970er Jahren auf. Damals erschienen einfachr Kreise in den ländlichen Gebieten Englands. Die Anzahl und Komplexität dieser Kreise stieg dramatisch an und gipfelte in den 1980er und 1990er Jahren, als immer ausgeklügeltere Kornkreise entstanden, bis hin zu denen mit komplizierten mathematischen Gleichungen.
Im Juli 1996 entstand einer der weltweit komplexesten und spektakulärsten Kornkreise bei Stonehenge in England. Es handelte sich dabei um ein beeindruckendes Fraktal, welches als Julia Set bezeichnet wird. Was den Kornkreis noch mysteriöser machte, war die Aussage, dass dieser in weniger als einer Stunde bei helllichtem Tage entstand — was, falls dies der Wahrheit entspricht, einen Scherz oder Betrug ausschließt. Der Kornkreis wurde zu einem der berühmtesten und bedeutendsten Kornkreise in der Geschichte.
Später stellte sich jedoch heraus, dass der Kornkreis innerhalb von drei Stunden von drei Personen sehr früh morgens fabriziert worden war. Der Kornkreis wurde erst später am Nachmittag von einem Flugzeug aus entdeckt.
Theorien und Erklärungsversuche
Entgegen anderer mysteriöser Phänomene wie Hellsichtigkeit oder Geister besteht bei den Kornkreisen kein Zweifel, dass es sie gibt. Die Beweise für ihre Existenz sind eindeutig und überwältigend. Die wichtigste Frage ist daher, wodurch sie verursacht werden — und es gibt Möglichkeiten, der Sache auf den Grund zu gehen.
Um die Kornkreise einzuschätzen, werden die Inhalte und die eventuelle Bedeutung der geometrischen Muster untersucht sowie der Zustand der Getreidepflanzen.
Kornkreis-Enthusiasten haben viele Theorien, wie die Zeichen entstehen könnten, und diese reichen von plausibel bis absurd. Eine beliebte Erklärung in den frühen 1980er Jahren war, dass liebestolle Igel während ihres Liebesspiels die mysteriösen Kreise aus Versehen produzierten. Einige Leute glauben, dass die Kreise irgendwie von örtlich begrenzten und präzisen Windbewegungen verursacht werden oder von wissenschaftlich nicht nachweisbaren Energiefeldern und Meridianen, den sogenannten Ley-Linien.
Andere, wie etwa der Molekularbiologe Horace Drew behaupten, die Lösung des Rätsels läge in Zeitreisen oder außerirdischem Leben. Laut seiner Theorie könnten die Muster von Zeitreisenden aus der Zukunft erzeugt werden, um auf unserem Planeten besser navigieren zu können. Drew geht davon aus, dass die Muster als Botschaften zu verstehen sind und glaubt, dass er die Symbole entziffern konnte und diese ermutigende Nachrichten für die Menschheit enthalten.
The Human Butterfly Crop Circle (aka the fabled „Project Atlas“)
Viele Befürworter der Alien-Theorie behaupten, die Außerirdischen erzeugen die Muster physisch von ihren Raumschiffen aus. Andere schlagen vor, dass sie dafür unsichtbare Energiestrahlen aus dem Weltall verwenden und sich damit die Anreise sparen. Wieder andere glauben, dass menschliche und nicht außerirdische Gedanken und Intelligenz die Muster erzeugen – nicht in der Form von Fälschern, sondern als eine Art globale energetische Kraft, die sich in Weizen und anderen Nutzpflanzen manifestiert.
Obwohl es unzählige Theorien gibt, ist die einzig bisher bewiesene Ursache von Kornkreisen der Mensch. Der Ursprung der Kornkreise blieb rätselhaft, bis im September 1991 zwei Männer zugaben, jahrzehntelang die Muster zum Spaße fabriziert zu haben, damit die Leute glaubten, es seien UFOs gelandet (der Tully UFO-Report von 1966 gab ihnen die Idee dazu). Sie beanspruchten nicht alle Kornkreise für sich — ihre Idee wurde von anderen Scherzbolden kopiert — aber ihr Hoax brachte das Phänomen Kornkreise ins Rollen.
Die Forscher räumen ein, dass die große Mehrzahl an Kornkreisen von Fälschern produziert wird. Allerdings behaupten sie auch, dass ein kleiner Anteil der Kornkreise einfach nicht erklärt werden kann. Das größte Problem ist, dass es keine zuverlässige wissenschaftliche Methode gibt, die “echten” Kornkreise von den menschengemachten zu unterscheiden (obwohl einige Forscher behaupten, dass die Stiele der Pflanzen bei echten Kornkreisen besonderen Merkmale aufweisen).
Eigenschaften von Kornkreisen
Mit ein paar Ausnahmen verfügen fast alle Kornkreise über eine Anzahl gemeinsamer Merkmale.
Kreise. Kornkreise, wie der Name schon sagt, bestehen fast immer aus Kreisen — seltener aus Dreiecken, Rechtecken oder Quadraten. Einige der Muster enthalten gerade oder geschwungene Linien. Zufälligerweise ist der Kreis die einfachste Form, die Kornkreis-Fälscher herstellen können.
Erscheinung über Nacht. Kornkreise entstehen nachts und werden oft von Bauern oder Passanten am nächsten Morgen entdeckt. Für Außerirdische oder Erdenergien scheint es keinen logischen Grund zu geben, nur nachts Muster zu erzeugen. Für Scherzbolde ist es aber offensichtlich ein großer Vorteil, die Zeichen im Schutze der Nacht zu produzieren; Vollmondnächte sind besonders beliebt.
Kamerascheue. Die Entstehung von Kornkreisen wurde nie gefilmt (mit Ausnahme natürlich derjenigen, die von ein paar Scherzbolden gemacht wurden). Dabei handelt es sich um ein sehr verdächtiges Merkmal, schließlich würden sich mysteriöse Erdenergien oder Aliens wohl kaum davon abhalten lassen, wenn eine Kamera dabei wäre.
Zugang über Straßen. Kornkreise treten gewöhnlich auf gut zugänglichen Feldern in der Nähe von Straßen auf. Man findet sie selten in entlegenen und unzugänglichen Gebieten. Aus diesem Grund werden die Muster gewöhnlich nach ein oder zwei Tagen von Autofahrern entdeckt.
Es gibt viele Theorien zur Entstehung von Kornkreisen, von Aliens, mysteriösen Vortexen, Zeitreisenden, bis hin zu Winden. Aber allen fehlt etwas Entscheidendes: eindeutige Beweise. Die einzig nachweisbare Ursache von Kornkreisen ist der Mensch. Vielleicht wird eines Tages eine mysteriöse, bisher unbekannte Ursache für die Kornkreise entdeckt werden, bis dahin aber sollte man sie am besten als öffentliche Kunstwerke betrachten.