Ewige Kanzlerin?
Am 24. September 2017 findet die nächste Bundestagswahl statt. Nach Einschätzungen von Politikwissenschaftlern kann Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Wahlsieg ihrer Partei und somit einer vierten Amtszeit rechnen. Da es in Deutschland im Gegensatz zu Ländern wie den USA oder Frankreich keine Beschränkung zur Anzahl der Amtsperioden gibt, kann die 63-Jährige noch so lange sie möchte uneingeschränkt weiter kandidieren. Da die Mehrheit der Wähler keine schwerwiegenden Gründe hat, mit der Führung Angela Merkels unzufrieden zu sein, könnte sie eine ganze Generation prägen, die nie ein anderes Gesicht als Regierungschef kennengelernt hat.
Nach aktuellen Umfragen liegt die CDU mit etwa 40% an Wählerstimmen vorn und wird höchstwahrscheinlich zwischen den Grünen und der FDP als Bündnispartner wählen können. Die SPD erreicht derzeit mit 23% den zweiten Platz, was für den SPD-Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz bei weitem nicht ausreichen sollte, um Angela Merkel aus ihrer Position zu verdrängen. Auch wenn an einen politischen Führungswechsel in Deutschland derzeit eher nicht zu denken ist, wird Angela Merkel das Land nicht für immer regieren, irgendwann wird sich die CDU ernsthaft mit der Nachfolge befassen müssen. Wir stellen Ihnen einige der möglichen Kandidaten vor, die eventuell einmal Angela Merkel beerben werden:
Wolfgang Schäuble
Der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist seit 1972 ein Mitglied des Bundestags und hat zahlreiche herausragende politische Ämter innegehabt. Kaum ein anderer kann es derzeit mit der Expertise und politischen Erfahrung des Juristen aufnehmen und er ist auch innerhalb der Europäischen Union eine Autoritätsfigur. Schäuble ist einer der bekanntesten und beliebtesten Politiker Deutschlands. Allein sein fortgeschrittenes Alter, Wolfgang Schäuble ist fast 75 Jahre alt, macht eine Kanzlerkandidatur in der Zukunft eher unwahrscheinlich.
Thomas de Maizière
Thomas de Maizière ist seit 2013 Bundesinnenminister unter Angela Merkel und kann ebenfalls auf eine lange politische Laufbahn zurückblicken. Er war zuvor unter Angela Merkel Verteidigungsminister, Chef des Bundeskanzleramts und hatte davor unter anderem Ämter als Staatsminister für Finanzen, Staatsminister für Justiz und Chef der Staatskanzlei im Freistaat Sachsen inne. Der CDU-Politiker begann seine politische Laufbahn nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 in Mecklenburg-Vorpommern. Der gelernte Jurist gilt in seinem Auftreten allerdings als bürokratisch und Politik-Insider bezweifeln, dass er für die Rolle als Bundeskanzler geeignet wäre.
Horst Seehofer
Der CSU-Politiker ist Vorsitzender der CSU und gleichzeitig der Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Der frühere Bundesminister für Gesundheit vertritt vor allem das konservative Spektrum der Wähler und gilt als eifriger Widersacher von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Jüngst forderte er mehr Härte im Umgang mit der Türkei unter Erdogan.
Dass Seehofer die Unterstützung der liberalen Fraktion der CDU erhalten würde, gilt als unwahrscheinlich und der Politiker hat bereits angekündigt, dass er 2018 in Rente gehen möchte.
Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen (CDU) ist seit 2005 Bundesministerin unter Angela Merkel. Sie war Familienministerin, später Arbeitsministerin und ist seit 2013 die erste Frau als Verteidigungsministerin. Davor war sie im Land Niedersachsen Ministerin für Soziales und Gesundheit. Die promovierte Ärztin und Mutter von sieben Kindern gilt als ehrgeizig und kompetent, sie wurde gerne in den Medien als aussichtsreiche Kandidatin zur Nachfolge Merkels gehandelt. Allerdings schwindet der Rückhalt der CDU zu Ursula von der Leyen und sie müsste sich gegen zahlreiche Kritiker aus den eigenen Reihen durchsetzen, um eventuell Kanzlerin zu werden.
Annegret Kramp-Karrenbauer
Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
ist außerhalb des von ihr regierten Bundeslandes relativ unbekannt. Sie gilt von ihrer Einstellung her als ähnlich nüchtern wie die Bundeskanzlerin und steht für einen liberalen Kurs. In der Flüchtlingspolitik teilte Annegret Kramp-Karrenbauer die Haltung Merkels und sie unterstreicht ebenfalls die Bedeutung der Europäischen Union für den Wohlstand Deutschlands. Die kurz “AKK” genannte Politikwissenschaftlerin wird unter Insidern schon länger als Geheimtipp zur Nachfolge Angela Merkels gehandelt. Sollte die Regierungschefin die Absicht pflegen, ihren Kurs auch über ihre aktive Amtszeit hinaus zu pflegen, könnte sie selbst Annegret Kramp-Karrenbauer bis 2021 den Weg an die Spitze ebnen – die Außenseiterin aus dem Saarland gehört bereits zum CDU-Führungszirkel und könnte mit Unterstützung der Kanzlerin zur Parteivorsitzenden der CDU aufsteigen, was ihr eine Kandidatur als nächste Bundeskanzlerin ermöglichen würde.
Peter Altmaier
Peter Altmaier (CDU) stammt ebenfalls aus dem Saarland und ist derzeit Bundesminister für besondere Aufgaben sowie Chef des Bundeskanzleramts.
Davor war er als Bundesumweltminister unter Angela Merkel tätig. Er hat auch eine Rolle als EU-Beamter inne und gilt als liberal. Altmaier koordiniert die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und hat die Position Angela Merkels zur Flüchtlingsaufnahme immer wieder in den Medien verteidigt, räumte aber auch Fehler im Umgang mit der Krise ein. Peter Altmaier scheint als PR-Allzweckwaffe der Merkel-Regierung zu dienen und nutzt als einer der wenigen Spitzenpolitiker auch soziale Netzwerke, um seinen Standpunkt rüber zubringen.
Jens Spahn
Der 37-jährige Jens Spahn (CDU) ist seit 2002 Abgeordneter seines Wahlkreises im Bundestag, wurde 2014 ins CDU-Präsidium gewählt und ist seit 2015 parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Finanzen, Wolfgang Schäuble. Der gelernte Bankkaufmann absolvierte neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter ein Fernstudium der Politikwissenschaften an der Universität Hagen und ist ein Jungstar und Hoffnungsträger in der CDU, was die britische Zeitung “The Guardian” dazu veranlasste, ihn schon mal als Nachfolger Angela Merkels auszurufen.
Jens Spahn ist offen homosexuell und äußerte einige kritische Punkte zur Flüchtlingspolitik von Angela Merkel in seinem im Herbst 2015 erschienenen Buch “Ins Offene”. Sein Stil vereint Konservatismus und Modernität, jüngst forderte er ein Burka-Verbot sowie ein Islamgesetz.
Durch die große Medienpräsenz und Kritik an der Kanzlerin wurden die eigenen Ambitionen Spahns mit Hinblick auf das Kanzleramt allerdings ein bisschen zu offensichtlich und er schaltete freiwillig einen Gang zurück. Heute äußert sich der Parlamentarier seltener in der Öffentlichkeit und beteuert seine Treue zur Kanzlerin. Als ernsthafter Kandidat auf das Amt käme er wohl nicht vor 2025 infrage.
Julia Klöckner
Die Stellvertreterin Angela Merkels als CDU-Parteivorsitzende wurde auch gerne als einer der “Kronprinzessinnen der CDU” betitelt. Die ehemalige Redakteurin und Fernseh-Mitarbeiterin war von 2002 bis 2011 Abgeordnete im Bundestag und ist seit 2010 Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz sowie ein Mitglied des CDU-Bundesvorstands. Julia Klöckner ist innerhalb ihrer Partei äußerst beliebt und sie hat die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin weitgehend befürwortet, allerdings konnte sie sich vor den Landtagswahlen 2016 in Rheinland-Pfalz mit Hinblick auf die Flüchtlingskrise zu keiner festen Position entscheiden, mal stimmte sie Merkel zu und mal absolvierte sie mit CSU-Chef Horst Seehofer Wahlkampfauftritte. Die darauf folgende Niederlage der CDU beendete erstmal ihren weiteren politischen Aufstieg.